Überforderung: Wo finde ich Sicherheit? – mit Dr. Raoul Borbé | HAH #184
Shownotes
Von 10.10. – 20.10. findet die Aktionswoche der Seelischen Gesundheit statt und zu diesem Anlass spreche ich mit Dr. Raoul Borbé über Sicherheit in herausfordernden Zeiten.
Hier findest du den bundesweiten Veranstaltungskalender zur Woche der Seelischen Gesundheit: https://www.seelischegesundheit.net/aktionen/aktionswoche/veranstaltungen/
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Transkript anzeigen
00:00:00: Herzlich willkommen bei Humans Are Happy.
00:00:03: Ich bin Leonhard Gabriel Heigster und heute spreche ich mit dem neuen Vorsitzenden des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, Dr.
00:00:13: Raul Borbe.
00:00:14: Herzlich willkommen, schön, dass du da bist.
00:00:16: Ja, vielen Dank, Leonhard, für die Einladung in den Podcast.
00:00:21: Ich freue mich auch das Gespräch.
00:00:23: Ja, ich finde das ganz, ganz toll.
00:00:24: Es ist ja fast schon eine Tradition.
00:00:26: Also mit deinem Vorgänger, mit Professor Arno Deister, habe ich im Podcast ich meine drei Male insgesamt gesprochen.
00:00:32: Und das waren wirklich gute Gespräche, muss ich einfach sagen.
00:00:35: Also da habe ich verdammt viel gelernt.
00:00:36: Von daher, die Messlatte ist jetzt natürlich hoch.
00:00:39: Nein, kleiner Spaß.
00:00:40: Raul, wir wollen heute sprechen über die Frage, wie bleibe ich sicher?
00:00:43: in unsicheren Zeiten.
00:00:45: Und da würde ich gerne mal dich fragen, vor dem Hintergrund der Weltlage und dem aktuellen Geschehen.
00:00:50: Bist du eigentlich immer zuversichtlich?
00:00:53: Ich bin nicht immer zuversichtlich.
00:00:56: Das mag auch in meinem Alter liegen.
00:00:58: Mit drei und fünfzig ist man dann doch aus einer Generation, die im kalten Krieg noch aufgewachsen ist.
00:01:04: Die Dinge erlebt hat, die jetzt wieder erinnert werden.
00:01:08: Atomare bedrohen, solche Dinge, Klimawandel war da noch gar nicht Thema.
00:01:12: Insofern Können wir das gut nachvollziehen, dass auch die jüngere Generation, die jüngeren Generationen bewegt.
00:01:20: Deshalb ist die Zuversichtigkeit bei mir schwankend, die den NATO-Doppelbeschluss mitgekriegt, mit der Nachrüstung in Westdeutschland und die Demonstration dagegen, die Entstehung der Grünen.
00:01:31: Da ist Zuversicht gewachsen sozusagen, eine Zeitlein.
00:01:35: Und dann haben wir jetzt alle erlebt, wie diese damaligen Zukunftsthemen eigentlich wieder eingeholt werden von anderen Realitäten.
00:01:43: Und insofern scheint Geschichte wirklich zirkulär zu verlaufen und es gibt immer wieder Situationen, in denen man sich bedroht fühlt.
00:01:51: Wenn du jetzt in deiner Rolle als Vorsitzender des Aktionsbündnisses für seelische Gesundheit darauf blickst, dann siehst du ja wahrscheinlich viele Menschen, wahrscheinlich auch gerade viele junge Menschen, die eben, na ja, möglicherweise aufgewachsen sind, nachdem die Mauer gefallen ist, vielleicht irgendwie in den Neunzigern sozialisiert worden sind.
00:02:13: Die kennen ja eigentlich viele Krisen gar nicht.
00:02:16: Also für mich persönlich war das beispielsweise auch so ein Aufwachsen.
00:02:19: Irgendwie hat die großen Kriege sind alle irgendwie vorbei.
00:02:22: Ländergrenzen sind alle stabil.
00:02:26: Im Großen und Ganzen ist es eigentlich alles so, so wie es jetzt ist und bleibt.
00:02:31: Also hier und da gibt es Verbesserung, aber es ist irgendwie ein Status vorherreicht.
00:02:37: Dann in den letzten zehn Jahren hat sich das total geändert.
00:02:42: Also wenn ich jetzt persönlich auf mich zum Beispiel sehe, irgendwie... ...war Brexit, dann Trump, dann Covid, dann Ukraine Krieg, jetzt der Vormarsch von Autokraten.
00:02:54: Also ganz, ganz viel Verunsicherungen.
00:02:57: in einer komplexen und krisenhaften Welt.
00:03:00: Wie kann man dann darauf blicken und trotzdem vielleicht sicher bleiben in solchen unsicheren Zeiten?
00:03:06: Gibt es allgemeingültige Erkenntnisse, die man darauf verwenden kann?
00:03:11: Na ja, also ganz persönlich, weil du es ja vorhin gefragt hast, wie es mir so geht.
00:03:16: Das Schwanken liegt auch daran, dass ich gerade, was die jüngere Generation angeht, zuversichtlicher bin als noch vor paar Jahren.
00:03:26: Ich glaube schon, dass sich da wirklich auch sehr interessierte Menschen mittlerweile wieder diesen Themen zuwenden, weil ja lang so die Idee einer Spaßgeneration und dass sie auch durch die neuen Medien letztlich für den wichtigen Themen sich immer weiter entfernen.
00:03:44: und dem ist nicht so im Gegenteil.
00:03:46: Also ich merke schon und das auch im Aktionsbündnis, da haben wir ganz viele Bündnispartner, die von der Struktur her sehr jung sind, quasi Start-ups in diesem Bereich, die wirklich bundesweit aufploppen und wo sich plötzlich junge Menschen auch eben um das psychische Befinden kümmern.
00:04:10: Nicht in dem Sinn, dass sie eben alles pathologisieren, sondern eher wirklich quasi drum kämpfen wollen, dass die psychische Gesundheit erhalten bleibt.
00:04:19: Und das ist ein ganz eine ganz neue Entwicklung, glaube ich, in den letzten Jahren, die mich in dem Fall dann zuversichtlich stimmt.
00:04:29: Wie bleibt denn psychische Gesundheit erhalten?
00:04:33: Ja, das ist Präventionsmedizin eigentlich im klassischen Sinn, was in Deutschland im übrigen relativ ringen Stellenwert hat.
00:04:42: Insgesamt in der medizinischen Versorgung und in der Breite wenig staatliche Eingriffe und funktioniert natürlich dadurch, dass dass man versucht die psychische Gesundheit von Anfang an zu erhalten, indem man auch über Psyche aufklärt, was ist Psyche, dass Menschen damit nicht quasi erst konfrontiert werden, wenn es ihnen schlecht geht, sondern dass sie was lernen.
00:05:07: Da wäre die Schule schon mal wichtig, da wäre das Elternhaus wichtig.
00:05:11: Und da gibt es eben ganz viele Initiativen, Filme, auch Podcasts, andere Beiträge in den neuen Medien, Schulaktionen versuchen.
00:05:21: daran zu arbeiten, also hierzu sensibilisieren.
00:05:26: Okay, ich höre raus, du sagst, es stimmt dich zuversichtlich, weil es eben auch viele neue aufstrebende Bewegungen gibt, die sich dem Thema annehmen, die was machen wollen, die nicht verschlossen sind und das ist eine schöne Entwicklung.
00:05:41: Ich habe hier in diesem Podcast natürlich auch immer so ein bisschen die Höhenden im Ohr, im Blick vielleicht und ich frage mich jetzt, okay, Wie kriege ich das denn vielleicht hin, irgendwas von dieser Zuversicht, von der du da gerade sprichst, so für mich mitzunehmen?
00:06:00: Also wie kann ich wirklich vielleicht auch Dinge runterbrechen?
00:06:03: Wie bleibe ich zuversichtlich in krisenhaften Zeiten?
00:06:06: Ich erlebe persönlich in meinem Umfeld und auch persönlich selber immer wieder auch Momente der Überforderung, Momente der Verunsicherung, wo Menschen sagen, oh Mann, das ist ja hier alles totaler Quatsch oder... Wo soll das denn noch hingehen?
00:06:21: Kopf in Sand stecken bringt aber natürlich nichts.
00:06:24: Deswegen würde mich da einfach mal interessieren, wenn ich jetzt so dir diese Frage rüber spiele.
00:06:29: Was hast du da für Strategien beispielsweise?
00:06:33: Erst mal ist es bis zu einer gewissen Grenze auch Abgrenzung, die notwendig ist.
00:06:39: Also die mediale Überforderung, also ganz einfaches Beispiel.
00:06:44: Morgens zum Wecken ist bei uns immer SWR II.
00:06:49: der Kultursender, dann kommen die Nachrichten und dann kommen eigentlich nur schlechte Meldungen.
00:06:54: Dann wacht man morgens um sechs auf und kriegt dann erst mal aus der Welt verschiedene Katastrophenmeldungen hin sich die Ukraine-Krieg abweben und so weiter.
00:07:07: Und da sich abzugrenzen und auch das betrifft der vor allen Dingen das Handy, das betrifft die ganzen Portale, die einer permanent mit solchen Meldungen eigentlich quasi alarmieren.
00:07:22: Der erste Schritt da ist schon wirklich, sich abzugrenzen, einmal am Tag wie früher Nachrichten zu hören.
00:07:29: Das reicht eigentlich so viel, tut sich über die vierundzwanzig Stunden nicht.
00:07:33: Also da gibt es verschiedene ganz einfache Dinge, die man machen kann, um ja nicht das Gefühl zu haben, dass man eigentlich permanent konfrontiert ist mit schweren Themen, die ja eigentlich einen gar nicht so sehr betreffen, weil die meisten davon sind sehr weit weg.
00:07:55: Und das zweite ist, dass man dann irgendwann versucht ist zu verarbeiten und in Aktionen tritt.
00:08:03: Ich meine, wir haben natürlich früher vielleicht eine politisiertere Jugend gehabt, die Idee wirklich auch Probleme aufzugreifen, dann in der Gesellschaft zu lösen.
00:08:18: Es hat, glaube ich, etwas abgenommen.
00:08:20: Wir sehen ja auch, dass Parteien reinweise Mitglieder verlieren.
00:08:24: Da gibt es auch andere Gründe dafür.
00:08:26: durchaus, aber sicher auch den Grund, dass viele Menschen das Gefühl haben, die Wirkmächtigkeit, die eigene Wirkmächtigkeit ist relativ gering und ich kann eh nichts mehr dran ändern.
00:08:36: Na,
00:08:37: die Linke hat jetzt ja beispielsweise sehr stark zugelegt in diesem Jahr.
00:08:42: Ja, gut.
00:08:43: Gut, aber auch da gibt es natürlich, dann gibt es wieder so Parteieintrittswellen, aber insgesamt gibt es natürlich immer weniger Menschen, die quasi engagiert sind.
00:08:52: Wir sehen es ja auch beim Ehrenamt, da gab es jetzt jahrelang deutliche Rückgänge.
00:08:57: Es gab jetzt, glaube ich, wieder so eine Stabilisierung.
00:09:00: Aber insgesamt fehlt bei vielen Menschen die Überzeugung, dass sie auch in ihrem Nahkreis durch ihr Tun Dinge verändern können und befördern können.
00:09:12: hat man das Gefühl ziehen sich viele zurück.
00:09:14: Das finde ich ist ein interessanter Punkt, wenn du das sagst.
00:09:18: Vielen fehlt die Überzeugung.
00:09:22: Also da ist für mich irgendwie ja fast eine Art, eine traurige Dramatik drin.
00:09:28: Denn natürlich kann ich jetzt mit meinem kleinen Aktionsradius vielleicht nicht irgendwelche Kriege beenden.
00:09:35: Das wäre ja auch vermessen.
00:09:37: Aber natürlich kann ich in dem Wirkkreis, den ich habe, einen Unterschied machen oder zumindest handeln.
00:09:45: So, das ist irgendwie so ein Gefühl der eigenen Handlungsfähigkeit und der eigenen Wirksamkeit, was für mich persönlich beispielsweise total wichtig ist.
00:09:54: Und deswegen steige ich da gerade auch so drauf ein, wenn du sagst, der vielen Menschen fehlt die Überzeugung, dass sie vielleicht irgendwie was machen können.
00:10:03: So, dann wäre vielleicht ein hilfreicher Ansatz zu sagen, Wie kann man denn Menschen vielleicht, was heißt, wie kann man Menschen aufzeigen?
00:10:12: Das wäre dann auch wieder so ein, ich zeige dir, du bist wirksam, wie kann man selber vielleicht erfahren?
00:10:17: Wie kann man selber zu dieser Überzeugung kommen?
00:10:19: Hey, ich kann, ich bin wichtig so und was ich tue ist auch wichtig.
00:10:24: Selber drauf zu kommen, das Bedarf natürlich, ja, einer inneren Einstellung, das Bedarf eben eines sinnvollen Umgangs.
00:10:35: mit den Problemen, die wir haben.
00:10:36: Es ist glaube ich ein gesellschaftliches Problem auch.
00:10:38: Also auch diese Ehrenamtsproblematik, die ich vorhin angesprochen habe, dieser Rückzug auf das eigene Nahfeld.
00:10:52: das Gelingen im eigenen Nahfeld, das kennen wir ja auch.
00:10:56: Also ich sagte ja vorhin, Geschichte ist zirkulär, da kennen wir aus dem Biedermeier.
00:11:01: Es gab immer wieder Phasen, wo sich quasi die Bevölkerung in die Eichen und Vier Wände zurückgezogen hat, gedanklich und gesagt hat, wir können nichts dran ändern.
00:11:11: Insofern bin ich da auch nicht ganz pessimistisch und auch zuversichtlich, dass wir auch wieder in der anderen Schwung reinkriegen und die Geschichte auch da zirkulär sein wird.
00:11:23: Ich denke aber schon, dass der Wegfall von dem sozialen Miteinander in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und das wie gesagt auch nochmal durch die durch den neuen Medien auch sicher.
00:11:44: banales Beispiel, hat es auch gar nichts mit Psychiatrie zu tun, aber hat natürlich insofern was zu tun, damit das der Mensch, der hier ein soziales Wesen ist und das eben uns auch ausmacht, auch in unserer psychischen Gesundheit, das soziale ganz wichtig ist, insofern als wieder mit Psychiatrie zu tun, weil wenn dieser Aspekt wegfällt, entstehen auch daraus mehr psychische Erkrankungen bei dir, Poli.
00:12:13: kausal erklärbar sind und eben auch diesen sozialen Aspekt haben.
00:12:18: Und wir haben zum Beispiel ein Programmkino hier in Weingarten, ein Ort neben Ravensburg, und der Verein überaltert zunehmend.
00:12:33: Da sitzen dann wirklich fast nur noch Rentner zusammen und überlegen, welche Filme gezeigt werden, die Studenten aus der nahegelegenen Hochschule gucken sich.
00:12:43: die Filme nicht mehr im Kino ein.
00:12:46: Und die treffen sich sicher auch irgendwo zu Partys und so weiter.
00:12:51: Aber so richtig ein Aktionismus hört man da nicht raus.
00:12:55: Und wenn diese Subsysteme wegfallen und solche Kristallisationspunkte, wo man sich auch mal austauschen kann, dann wird es schwierig.
00:13:05: Und ich glaube, sowas ist auch bundesweit zu beobachten.
00:13:10: Also da habe ich auch keine Patentlösung.
00:13:13: Also wie kriegen wir wieder Menschen vermehrt in soziale Situationen?
00:13:19: Okay.
00:13:20: Naja, ich meine beispielsweise die Aktionswoche vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, die jetzt ja auch am, ich glaube am zehnten Oktober startet, ist ja ein gutes Beispiel.
00:13:30: Aber ich würde bevor wir darüber reden.
00:13:32: gerne mal ganz kurz noch eine parallele schlagen.
00:13:34: Du hast nämlich gerade ganz am Anfang ja gesagt, so, ja, Abgrenzung ist eigentlich auch notwendig, ne?
00:13:39: Jetzt mit dem Beispiel, dass ich nicht jeden Tag siebzehn mal in mein Handy schaue, sondern vielleicht nur einmal die Nachrichten checke und so weiter.
00:13:45: Da hast du also auf der einen Seite gesagt, eine gewisse Abgrenzung, ein gewisser Rückzug ist gut und notwendig.
00:13:50: Jetzt beschreibst du auf der anderen Seite eigentlich eine Abgrenzung und Rückzug, der genau kontraproduktiv ist.
00:13:56: Also das, was du auf der einen Seite gefordert hast, kommt auf der anderen Seite nur da, wo es nicht richtig ist.
00:14:01: Das finde ich irgendwie ein bisschen witzig, wenn ich dir zuhör.
00:14:03: Oder bekomme ich das da gerade durcheinander?
00:14:06: Was ist deine Haltung dazu?
00:14:08: Ist vielleicht verkürzt gewesen sozusagen.
00:14:10: Also verstehe ich jetzt diese kognitive Dissonanz bei dir, was ich sagen wollte.
00:14:16: Ich glaube, wenn man wohldosiert Nachrichten hört, wenn man mit diesen Problemen produktiv umgeht, versucht sich auszutauschen, mit Freunden drüber zu reden in irgendwelchen anderen Situationen.
00:14:31: Bei der Arbeit kurzmals hat man früher alles gemacht.
00:14:33: In der Zigarettenpause, die es meistens auch nicht mehr gibt, dann
00:14:37: so was.
00:14:40: Da haben wir auf Psychiater auch einen guten Anteil dran und es ist auch durchaus gut so.
00:14:45: Also nicht, dass ich da falsch verstanden werde.
00:14:47: Zierettenpause muss nicht unbedingt dazugehören, aber es war ein typischer Ort des Austausches und der Austausch, der muss eben zwischen Personen stattfinden und dann nicht nochmal im Netz nachlesen, was sagt denn der eine dazu, was steht denn im Blog zu dieser Meldung?
00:15:01: und so weiter.
00:15:02: Das meinte ich mit der Abgrenzung und trotzdem prozisiierst du diese Dinge ja anders.
00:15:08: Dann sagst du, okay, gut, kauf ich mir mal wieder eine Zeitung oder lese da mal was nach zu einem Thema.
00:15:15: Na Ostkonflikt, zum Beispiel habe ich mir ein Buch mal wirklich über die Geschichte des Na Ostkonfliktes gekauft, weil ich selber auch historisch nicht so sattelfest war, um zu verstehen, dass der gar ... gerade passiert.
00:15:27: Und das ist natürlich eine Abgrenzung, die nicht kontraproduktiv ist, sondern die dann irgendwann dazu führt, dass man sagt, okay, ich will mehr wissen.
00:15:34: Ich will mich mit anderen austauschen.
00:15:36: Ich will vielleicht sogar auch in meinem Nachfeld, wie du sagst, in der Lösung des Problems irgendwie arbeiten.
00:15:44: Auch wenn ich weiß, dass ich natürlich den Konflikt nicht lösen werde.
00:15:49: Ich finde das ganz interessant, ich muss daran an Luisa Neubauer denken.
00:15:53: Die Themaaktivistin, der Name ist wahrscheinlich vielen Menschen ein Begriff.
00:15:56: Die sagt das nämlich finde ich total klasse.
00:15:58: Sie wird häufig irgendwie gefragt, ja ist es nicht super frustrierend und nicht total doof, das den ganzen Tag beschäftigst du dich nur mit der Klimakrise und das muss doch einen ganz toll runterziehen, die ist das.
00:16:10: Sie antwortet daraufhin, nein, ich beschäftige mich den ganzen Tag und ich umgebe mich den ganzen Tag mit Menschen, die sich damit beschäftigen, wie wir die Klimakrise verhindern können.
00:16:20: Und es gibt wenig ermutigenderes.
00:16:22: und diese Perspektive finde ich eigentlich total klasse, weil du gehst ja aktiv auf eine Spannung zu und jetzt könnte man denken, oh nein, das ist ja total schwierig, aber wenn du dich eben damit beschäftigst, wie kann ich denn... dem jetzt irgendwie einen positiven spin geben wie kann ich dem dann irgendwie entgegen wirken?
00:16:40: das glaube ich ist sehr ermächtigend oder das fühlt sich eben so an.
00:16:45: dann habe ich auf einmal total den handlungsspielraum wieder so.
00:16:49: also das finde ich einfach ein super beispiel.
00:16:50: wo ich gerade daran denken muss und das kann man bestimmt auch auf ganz ganz vieles übertragen so wenn man eben sagt okay wir machen aktion ich bin nicht alleine ich gehe raus und stell fest hier sind ja super viele menschen und man muss eben diesen schritt machen
00:17:05: Absolut.
00:17:05: Und die Selbstermächtigungen der Betroffenen, die selbst erfahren haben, was eine psychische Erkrankung mit ihnen machen kann, die ist ja auch noch mal quasi zwingender.
00:17:22: Dass jemand sich selbst ermächtigt und sagt, ich will das Klima schützen oder das Klima retten, sodass der Mensch weiter überleben kann auf der Erde, ist das eine.
00:17:33: dass aber jemand, der selber von der psychischen Erkrankung getroffen war oder ist, sagt, ich habe da was Relevantes zu sagen und ich habe vielleicht auch bessere Ideen, wie wir ein Versorgungssystem gestalten können, wie wir Therapien gestalten können.
00:17:52: Das ist ja eigentlich zwingend notwendig, weil diejenigen am besten eigentlich uns Experten sagen können, ist auch besser geht.
00:18:07: Sei jetzt mal ganz vorsichtig, viele psychiatrische Kollegen natürlich dann sagen würden vorsicht vorsicht, aber ich denke schon, dass wir mittlerweile in der Zeit angekommen sind, wo wir wirklich trierlogisch arbeiten, also auch mit den Angehörigen.
00:18:24: Trierlog ist betroffene Angehörige und ein Anführungszeichen, sage ich mal Profis, die zusammen wirklich auf Augenhöhe versuchen, die Idee zu entwickeln, wie wir das Versorgungssystem so gestalten können, dass wir wirklich allen nöten und Bedürfnissen gerecht werden.
00:18:43: Okay, das verstehe ich.
00:18:45: Hör jetzt raus bei dir so in den letzten Setzen.
00:18:49: Dann geht es eben um Menschen, die beispielsweise eine psychische Erkrankung hatten oder haben und aus der Perspektive natürlich die Notwendigkeit irgendwie damit umzugehen.
00:18:58: Ganz am Anfang hast du aber ja auch das Wort Prävention gesagt.
00:19:01: Und da würde ich gerne mal drauf eingehen, weil es ist ja auch wichtig, dass man sich nicht erst mit Themen beschäftigt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sage ich mal, sondern eben im besten Fall vorab.
00:19:11: Und da dann... Zugänge schafft.
00:19:16: Das ist ja beispielsweise, was ich auch hier mit diesem Podcast mache.
00:19:18: Es geht ja ganz, ganz viel im Grunde eigentlich um das Gelingende.
00:19:22: Das schließt natürlich nicht aus, dass es harte, schwierige und herausfordernde Themen gibt.
00:19:28: Dass es Verletzungen und Traumata gibt und so weiter.
00:19:31: Das ist alles keine Frage.
00:19:33: und trotzdem ist es so gesehen so, so wirksam.
00:19:38: all das zu sehen, aber gleichzeitig sich mit den Positiven zu beschäftigen, kann man das nicht auch übertragen auf psychische Gesundheit?
00:19:46: Also das ist ja die so.
00:19:47: die positive Psychologie macht das ja beispielsweise auch ganz stark oder nicht.
00:19:52: Na ja auf jeden Fall, aber ich denke auch da sind sind es Betroffenen wirklich, die, die uns viele Ratschläge geben können, eben mit welchen Mitteln können wir denn da präventiv arbeiten.
00:20:04: Also auf was ist da eigentlich zu achten?
00:20:06: Wir waren natürlich in der Krankheitsentstehung, in der Genese, da sicherlich einige Dinge auch dann auftauchen, wo wir sagen können, okay, da müssen wir vielleicht früher eingreifen, da müsste man vielleicht auch positivistisch auf Angebote hinweisen.
00:20:25: die helfen können in einer schwierigen Situation.
00:20:28: Also bevor du noch wirklich erkrankt bist, wenn du eine krisenhafte Situation hast, wenn du starken Belastungen ausgesetzt bist, an wen kannst du dich wenden?
00:20:38: Das fängt ja schon damit an, dass da eben, wie man das ist, die klassische Antistigma oder Stigma Problematik, dass da die auch jüngeren Menschen verständlicherweise erst mal zurückzucken und sagen, eigentlich will ich mich da nicht melden.
00:20:52: weil ich die Angst habe, dass ich da in eine Schublade gesteckt werde, weil ich eh schon gemobbt werde, vielleicht bin ich auch komisch, also da kommen ja ganz viele Dinge hoch.
00:21:03: Und wenn wir da jetzt gerade in Schulen, aber also je jünger das so besser, wirklich primär präventiv tätig wird, wir haben ja immer, also in Deutschland ist es ja so, dass wir vielleicht um das nochmal kurz zu sagen, wenn die Primärprävention ist, ja wirklich die Verhinderung von Krankheiten.
00:21:20: Sekundärprävention ist dann die Verhinderung einer nochmaligen Episode.
00:21:29: Tertärprävention ist quasi die Verhinderung von Vollgeschäden.
00:21:32: Dann ist das Kind aber schon... Ich
00:21:33: lerne sehr viel gerade.
00:21:35: Dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.
00:21:37: Das ist eine somatische Erkrankung einfacher.
00:21:40: Also wenn ich ein Diabetes habe, will ich Tertärpräventiv verhindern, dass ich dann noch eine Augen... Problematik kriegt durch den Diabetes oder den Nierenproblematik.
00:21:50: Das gibt es auch bei psychischen Erkrankungen, aber im Prinzip müssen wir viel mehr primär präventiv arbeiten und da gebe ich zu völlig recht, da ist die positive Psychologie einfällt, was möglichst früh auch quasi in der Allgemeinbildung, also in der Schule eigentlich verankert werden müsste.
00:22:10: Unbedingt, also das ist ja das Thema, das habe ich hier ja auch häufig schon besprochen, mit dem Schulfach Glück, beispielsweise was Menschen... nicht eben nur Fachwissen, sondern vor allem auch Selbstkompetenzen mitgibt, dass man lernt sich zu fühlen, dass man lernt auszudrucken, wie man sich fühlt, dass man Verständnis dafür bekommt, dass man ressourcenorientierten Blick auf sich selber bekommt, dass man über die eigenen Stärken irgendwie Bescheid weiß, dass man sich damit beschäftigt, wer man ist, was man will, was man braucht und was man kann.
00:22:38: So, also da gibt es ja, da gibt es ja wirklich ganz, ganz tolle Möglichkeiten.
00:22:41: Also deswegen, ich stimm da bei dir total zu dieses... dass das schon in Schule oder sagen wir mal, ob Schule ist es egal, aber Schule ist eben die Institution, die junge Menschen durchlaufen müssen in Deutschland und da natürlich eben schon Menschen nicht nur mit Fahrtwissen zu versorgen, sondern eben auch solche Kompetenzen näher zu bringen, ist wahnsinnig wertvoll, auf jeden Fall.
00:23:04: Da kann man auch sagen, Auch da bin ich zuversichtlicher.
00:23:07: Wir haben die GPPN Antistigma-Preis auch die Bewerbe uns angeguckt.
00:23:13: Darf ich natürlich nur nix dazu sagen, wer da möglicherweise gewonnen hat.
00:23:16: Aber was ich sagen kann ist, es gibt unheimlich viele Projekte.
00:23:19: Ich war wirklich erstaunt, wie viele Projekte eigentlich in Richtung Primärprävention gehen.
00:23:24: Was wirklich darum geht mit... ganz charmanten und gut gemachten, auch online basierten Methoden, aber auch ganz klassische Herangehensweisen, Schüler, junge Leute mitzunehmen und in dieses Feld einzuführen und dadurch auch eine Erwernes zu schaffen für das Problem, ohne das Ganze zu pathologisieren.
00:23:54: Das ist ja ganz wichtig.
00:23:55: Ja, voll.
00:23:56: Auf jeden Fall.
00:23:56: Das ist wahrscheinlich mit einer der wichtigsten Punkte.
00:23:59: Du hast jetzt ja gerade auch so das Beispiel genannt, gerade junge Menschen, die vielleicht irgendwie vor Problemen stehen.
00:24:04: Was mir persönlich da kommt, ist als Allererstes eigentlich, wenn man ein stark, wenn man vielleicht ein, zwei... gute Freunde hat, den man vertraut, mit denen man reden kann.
00:24:16: Das wären ja vielleicht sogar die ersten Anlaufstellen, bevor man, was weiß ich jetzt, eins, eins, sechs, eins, eins, sieben anruft, das glaube ich die Hotline, dass man sich traut oder andersrum.
00:24:25: Warum muss es überhaupt ein Trauen sein?
00:24:27: Es geht ja eigentlich vielmehr um eine Normalisierung.
00:24:29: Es ist doch total normal, dass Dinge herausfordernd sind.
00:24:33: Es ist doch super normal, dass man mal, dass man zweifelt, dass man Angst hat, dass man sich denkt.
00:24:38: Verdammt, wie soll das denn alles gehen?
00:24:41: Aber wenn ich irgendwie mir gar nicht erlaube, so was zu fühlen, oder wenn ich denke, ich muss immer super zuversichtlich und positiv sein, dann wird es halt irgendwann schwierig.
00:24:53: Das ist irgendwie, was mir so kommt, wenn man über Prävention redet, dann geht es eigentlich auch gar nicht nur um, nicht nur das Pathologisieren, wie du sagst, sondern eigentlich einfach das Normalisieren.
00:25:02: Das Normalisieren von Überforderung, die zum Leben dazugehört.
00:25:07: Unbedingt, genau.
00:25:08: Das Normalitätsprinzip finde ich total wichtig.
00:25:11: Das ist für mich auch in der Arbeit mit, ich habe eher schwerpsychisch krank jetzt in der Ambulanz noch, einen anderen Anteil, wo ich selber Patienten, Ambulanzbetreue, die schon längere Krankheitsverläufe haben seit vielen Jahren, dort sind auch eher mal in Werkstätten oder wirklich Unterstützung brauchen.
00:25:33: Und da gibt es aber auch wunderbare Verläufe, die sich quasi so ein bisschen mit Unterstützung, aber so fast Münchhausenartig am eigenen Shop wirklich aus dem Sumpf ziehen, also einfach, weil sie davon überzeugt sind, dass sie quasi eine Idee haben, wie geht es weiter?
00:25:50: Erst jetzt habe ich wieder einen, der jetzt im Oktober ein Studium anfängt, was ein großartiger Erfolg ist.
00:25:57: und da ist es so, dass das dann auch genau das, was du gerade geschildert hast, immer mal wieder Zweifel auftreten.
00:26:05: Und diese Zweifel, wenn man dann doch mal schlechter schläft oder wenn man ein bisschen irritierbarer ist oder sich jetzt emotional nicht so gut fühlt, kommen die immer zu mir und sagen, das geht die Erkrankung wieder los, sollten wir die Medikamente erhöhen.
00:26:21: Und ich versuch das meiste wirklich mit dem, was du gerade genannt hast.
00:26:25: Deshalb finde ich das sehr schön, das Normalitätsprinzip eigentlich quasi in einem so kratischen Dialog.
00:26:34: dann einzubringen.
00:26:35: und häufig enden wir dann dabei, dass sie sagen, naja, das stimmt, da haben sie schon recht, Freunde von mir schlafen auch mal schlecht und wir einigen uns am Ende drauf, dass es eben nicht immer nur die Erkrankung ist, sondern dass man natürlich ganz, ganz großen Anteil, immer, immer einen großen Anteil, gesunde Anteile hat.
00:26:58: Und dieser Krankheitsanteil ist ganz klein.
00:27:02: Wenn ich gesund bin, dann kann ich eben genau diese Sachen, Schlaflosigkeit, aus welchen Gründen auch immer, unwohl sein, paar Tage und so weiter, habe ich das auch.
00:27:15: Das hat nichts, zwangsläufig was mit der psychischen Erkrankung zu tun, aber durch die Kopplung über viele Jahre empfinden das viele Patientinnen und Patienten so und auch da kommt man eben mit dem Normalitätsprinzip und auch der positivem Psychologie eigentlich weiter.
00:27:30: Achtsamkeit, Gelassenheit, diese ganzen Felder fehlen heute.
00:27:35: Die sind wichtig.
00:27:36: Ja, aber ich finde das so witzig, weil ja klar, Achtsamkeit, Gelassenheit, das sind tolle Sachen.
00:27:42: Keine Frage.
00:27:43: Aber für mich zum Beispiel ist so durch die Auseinandersetzung mit dem Wohlbefinden, mit dem... Nein, wirklich, ich habe ja angefangen mit der Fragestellung, was ist Glück?
00:27:50: Okay, dann landet man schnell bei Zufriedenheit, bei Wohlbefinden, was vielleicht die nachhaltigeren Begriffe sind, bei einem gelegenen Leben.
00:27:57: Okay, wie geht das denn?
00:27:58: Das gehört denn dazu.
00:27:59: Und so von dieser rein positiven oder von einem reinen Blick oder Fokus auf, was ist Glück?
00:28:06: lande ich vor allem immer mehr bei sich dem herausfordernden zu stellen, ne?
00:28:11: So, das ist natürlich, also das ist einfach so sehr dazugehört und das ist auch, also das ist eigentlich auch genau das Richtige, weil wenn ich mich dann irgendwie frage, was ist denn für mich werthaltig?
00:28:20: oder genau das gleiche Beispiel mit Luisa Neubauer?
00:28:23: Ja, okay, ich gehe aber voll auf diese Klimakrise zu und ich beschäftigen mich den ganzen Tag eigentlich damit, wie kann ich hier was Positives dranbringen?
00:28:31: oder das geht natürlich auch im kleinen, okay, was will ich wirklich?
00:28:34: Und dann muss ich eben schauen, Was kann ich denn da wirklich machen?
00:28:37: Was sind denn mögliche Herausforderungen?
00:28:39: Und irgendwie kommt so mit dem oder der Mensch von dem, der jetzt gerade gesprochen hat, der studieren will.
00:28:44: Okay, der hat vielleicht Bock zu studieren, aber damit kommt ein Haufen Fragen.
00:28:48: So, die, keine Ahnung, wie finanziere ich so ein Studium?
00:28:51: Wo mache ich das?
00:28:52: Wie kriege ich das hin?
00:28:53: Wie bestehe ich diese Prüfung und so weiter?
00:28:55: Also das sind, auf das positive zuzugehen, bringt dich, wenn du es... In meiner Perspektive nachhaltig machen willst, zwangsläufig eben auch mit sehr vielen Herausforderungen zusammen.
00:29:05: Und das ist etwas, was immer wieder super wichtig ist zu betonen, finde ich.
00:29:10: Weil das ist in meinem Erleben auch bei vielen Menschen, so her, wenn es jetzt ums Positive geht, dann will ich aber nur die ganze Zeit glücklich und Jochai sagen.
00:29:17: Und das ist natürlich nicht nachhaltig.
00:29:21: Ja, ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Aspekt.
00:29:22: Und das hat auch viel mit psychischer Gesundheit zu tun, diese Erkenntnis.
00:29:28: dass es gibt keine durchgängige, positiven Lebensphasen, über siebzig, achtzig, neunzig Jahre.
00:29:41: Die Frage ist aber, ich glaube, die Unterscheidung hast du so angedeutet, glücklich sein kann ich trotzdem, die meiste Zeit, obwohl ich Krisen durchstehen muss.
00:29:54: Da ist es im Übrigen auch spannend.
00:29:57: Da bin ich mir nicht ganz sicher, ob wir da in die richtige Richtung gehen.
00:30:01: Das sind zum Beispiel Ehrenurkunden bei den Jugendspielen abgeschafft worden.
00:30:09: Cool.
00:30:11: Ich habe gehört von Freunden, dass im Fußball, also in der Grundschule, Tore nicht mehr gezählt werden in manchen Schulen.
00:30:22: Und da frage ich mich schon, ob wir da nicht in die Richtung gehen, die... quasi das so eine Art Wohlfühlatmosphäre, also falsch gedachte Wohlfühlatmosphäre schaffen soll, wo dann eben Krisen gar nicht mehr entstehen.
00:30:41: Okay, warte, aber das ist ein wichtiger Punkt, natürlich jetzt so Tore abzuschaffen, weiß ich nicht.
00:30:48: Ich habe jetzt gerade sofort gesagt, cool bei der Ehrenurkunde abschaffen.
00:30:52: Ich würde gerne das einmal kurz in Kontext setzen.
00:30:56: Das Problem ist aus meiner Perspektive hier ganz schnell, ich setze eine Latte an oder eine Marke, hier so schnell musst du laufen, soweit musst du werfen, soweit musst du springen, dann kriegst du diese Urkondate.
00:31:08: Das ist, glaube ich, meistens so.
00:31:11: Und das berücksichtigt ja gar nicht in die individuellen Startvororsetzungen.
00:31:15: Das musst du jetzt nicht nur aufs Sportfest übertragen, das kannst du auch auf Mathe, Deutsch und Englisch übertragen.
00:31:19: Aber wenn du jetzt sagst, ja guck mal, du bist irgendwie... hier und am Anfang des Schuljahrs hier umkommt dann irgendwie nach hier oder weiß ich nicht jemand der also ist ja schon auch nach alter gestaffelt.
00:31:32: aber so diese für alle gültige linie zu setzen die man dann erreichen muss die begünstigt natürlich ja einfach ungleiche startvoraussetzung oder die ignoriert das sagen wir mal mindestens.
00:31:43: das ist ja der punkt der da der da super relevant ist das ist schon irgendwie auch sinnvoll ist sich in einem sportlichen Wettkampf gegeneinander irgendwie zu messen oder miteinander zu messen, finde ich eigentlich auch irgendwo gesund.
00:31:59: Aber ja, es ist ein weiteres Thema.
00:32:02: Yes, such as life.
00:32:04: Und das ist, glaube ich, das Wichtige, was dann natürlich begleitend passieren muss.
00:32:08: Also natürlich, also ich bin weiter im Grund, also unbedingt für Ehrenurkunden und sonstige Dinge oder was auch immer, was vielleicht den Menschen quasi dazu bringt, noch ein bisschen mehr zu trainieren, zu machen, an sich zu arbeiten.
00:32:26: Das sollte natürlich alles in einem gesunden Kontext stattfinden und es darf natürlich nicht in einem Kontext stattfinden, wo die das nicht schaffen.
00:32:34: In der Schule erst recht nicht dadurch herabgesetzt werden.
00:32:39: Darum geht es ja gar nicht.
00:32:41: Weil es ist natürlich so, dass wir alle ganz unterschiedlich ausgestattet sind und das ist glaube ich auch wichtig.
00:32:49: zu wissen und sowas muss vermittelt werden natürlich, was Begabungen angeht, was Möglichkeiten angeht, wie viel haben das perfekte Gehör, wie viel werden irgendwann auf einem Musikkonservatorium wirklich auch eine Ausbildung genießen können, andere können dafür ganz andere Dinge.
00:33:09: und ich glaube darum geht es.
00:33:11: Es geht darum nicht irgendjemand wirklich auf ein Podest zu stellen.
00:33:18: Dauerhaft und es geht darum, auch Leistung zu fordern und zu fördern, aber auch in einem gesunden Kontext.
00:33:28: Nicht mit der Knute, sondern wirklich mit der Prämisse, dass wenn du in einem Gebiet nicht so gut bist und das ist ganz normal, dann wirst du in einem anderen Bereich aber deinen Glück vielleicht finden.
00:33:45: Oder dieses Schuh ja nicht bestehen.
00:33:51: Diese Schicksale ist durchaus, ja, aber auch dann hat es ja vielleicht was Gutes.
00:33:58: Also viele von den Klassenkameraden, die ich auch noch irgendwie kennen und beobachte beziehungsweise mit denen Kontakt habe, also es gibt keinen eigentlich, der da bei einem nicht bestandenen Schuljahr gescheitert ist, sondern viele sagen, okay, das war für mich okay.
00:34:15: Wie gesagt, das muss aufgefangen werden.
00:34:17: Also da fängt es ja schon an.
00:34:18: Da sind wir ganz schnell bei ganz banalen Themen, wie für Schulpsychologen gibt es, wie für Ansprechpartner, psychosoziale Dienste und so weiter.
00:34:29: Und da sind wir sicher noch ausbauffähig.
00:34:31: Also ich kenne viele Regionen, wo für drei Schulen einen Schulsozialarbeiter eingestellt ist.
00:34:39: Und das passt so nicht ganz.
00:34:41: Nee.
00:34:42: Das stimmt.
00:34:42: Okay, aber wir driften jetzt ein bisschen ab mit dem Thema Schule.
00:34:46: Lass uns doch noch mal zurück zu dieser Fragestellung.
00:34:49: Wie bleibe ich sicher in unsicheren Zeiten?
00:34:51: Ich finde, das ist eine schöne Fragestellung und auch eine wichtige, unrelevante.
00:34:56: Und was ich jetzt, wenn ich mich an unser Gespräch so bisher erinnere, was mir dann so kommt, ist auf der einen Seite vielleicht auf eine gesunde Weise eine Abgrenzung.
00:35:06: Ich muss mir nicht die ganze Zeit... Ja, ich sage jetzt mal reinziehen so an meinem Handy auf dem Laptop oder sonst wie am Fernseher, wie schrecklich die Welt ist oder durch die Zeitung ist egal.
00:35:19: So es reicht vielleicht, wenn ich das einmal am Tag lese oder auch alle paar Tage.
00:35:23: So das ist in Ordnung.
00:35:26: Gleichzeitig so auf die eigene Selbstwirksamkeit oder auf die eigene Handlungsfähigkeit sich besinnen, habe ich verstanden.
00:35:33: Das funktioniert durch Vernetzung mit anderen Menschen.
00:35:37: Was gibt es da noch?
00:35:38: Was kann man noch so an konkreten Dingen rausziehen?
00:35:41: Haben wir hier gerade irgendwas noch vergessen?
00:35:43: Nee, also was heißt vernetzen?
00:35:45: Vernetzen klingt schon wieder sehr komplex.
00:35:48: Also es geht eher darum, für sich einen Weg zu finden, mit diesen Herausforderungen umzugehen, positiv umzugehen, sind hochindividuelle Strategien, die man da, glaube ich, entwickeln muss.
00:36:02: Es gibt natürlich In der Positivpsychologie hast du schon gesagt, es ist aber natürlich kein Allheilmittel, sondern es muss eingebettet sein in eine Gesellschaft, die auch Fehler zulässt.
00:36:20: Also wir kommen da eben diese ganzen Bevölkerungsumfragen, die weltweit gemacht werden, welche welche Regionen sind eigentlich glücklich?
00:36:28: Und da sehen wir ja, dass es nicht unbedingt an finanziellen Ausstattungen liegt, an Infrastruktur und so weiter, sondern dass Menschen in Regionen glücklich sein können, wo wir hier sagen würden, das wäre uns vielleicht so anstrengend, da zu leben, weil da diese ganzen Annehmlichkeiten einer westlichen Industrienation nicht haben.
00:36:57: Welche
00:36:57: Regionen meinst du jetzt?
00:37:01: Also sagen wir mal, wo Menschen sehr bescheiden leben.
00:37:07: Also welche japanischen Fischerdorfer und so, wird die sehr klassisch eigentlich noch ihren Lebensweg gestalten.
00:37:21: Wenig abgelenkt.
00:37:24: und auch wenig Input kriegen, wo viele von uns sagen würden, Mensch, die kriegen gar nicht die ganzen tollen Sachen mit, die da so medial auch verbreitet werden oder Events sozusagen oder Reisen auch ganz wenig.
00:37:38: Und trotzdem, wenn man sie fragt, sind sie unheimlich zufrieden.
00:37:43: Da kann man aber vielleicht dann was von lernen.
00:37:47: Ja, klar.
00:37:49: Naja, es ist die Beschäftigung mit dem Nahfeld und mit sich selbst.
00:37:53: Also das ist, glaube ich, ganz wichtig.
00:37:56: Zuversicht hat, glaube ich, nur Wachsen, also wenn man quasi ein gesundes Nahfeld für sich gestaltet.
00:38:04: Und da, übrigens ist es auch dann wieder, was weiß man auch, dann wirklich in Schulen vermitteln kann oder bei so Projekten, wie wir vorhin angesprochen haben.
00:38:17: dass ich nicht unbedingt ein zwanzig oder fünfzig Freunde brauche, nämlich liken, sondern drei gute Freunde, du hast von einem guten Freund gesprochen, reichen eigentlich aus.
00:38:30: Aber sowas muss auch heutzutage vermittelt werden teilweise, weil das eben nicht mehr selbstverständlich ist für viele Kinder, junge Leute.
00:38:41: Ich finde den Punkt, den du jetzt gerade gesagt hast, mit dem Wort Nahfeld.
00:38:44: Das ist auch eine schöne Formulierung.
00:38:46: Vielen Dank, die ich so bisher gar nicht verwendet habe.
00:38:49: Das finde ich total wichtig, weil dieses... Lass uns wieder zurück zu dieser Ausgangsfrage.
00:38:55: Wie bleibe ich sicher in unsicheren Zeiten?
00:38:56: Die Unsicherheit bezieht sich ja häufig nicht aufs Nahfeld, sondern irgendwie auf die Weltentwicklung.
00:39:02: Oh mein Gott, ich sehe eine Klimakrise da, kriegt dort, Inflation hier, Autokraten... Überall, so.
00:39:11: Wenn ich aber in mein Nahfeld gucke, dann sehe ich das nur sehr bedingt.
00:39:16: Das sind die gleichen Leute wie vorher und die Straßen sehen auch noch genauso aus und sich darauf zu besinnen.
00:39:24: Und damit meine ich jetzt nicht im Sinne von Augen zuhalten und keiner sieht mich und dementsprechend gibt es da auch keine Probleme, sondern sich darauf zu besinnen.
00:39:34: Ja, aber warte mal, hier da, wo ich jetzt bin.
00:39:39: Da bin ich ja erstmal irgendwie eingebettet in eine Umgebung, die mir Sicherheit gibt, die ich vielleicht wertschätze, die vielleicht sogar mich wertschätzt und die sogar Entwicklung zulässt.
00:39:49: So.
00:39:50: Und auf dieser Basis kann ich in meinem Nahfeld ganz, ganz viel machen und daraus ganz viel Zufriedenheit ziehen.
00:39:57: Also ich füge jetzt gar nichts Neues so gesehen an.
00:40:00: Ich finde es nur so wichtig, dass ich es einfach nochmal Highlighten mag, weil ich glaube, das... kann eigentlich eine ganz, ganz relevante Antwort sein auf diese Frage, sich aufs Nahfeld zu konzentrieren, ohne die andere Sachen jetzt irgendwie zu ignorieren oder zu verneinen.
00:40:22: Aber ich muss sie einfach nicht die ganze Zeit in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit stellen, sondern zu sagen, ja, das gibt es, diese Herausforderungen gibt es.
00:40:29: Und das, was ich in meinem Nahfeld machen kann, kann ich machen.
00:40:33: Und der Rest betrifft mich auch bedingt.
00:40:36: Und damit meine ich jetzt nicht so, weil viele Leute vielleicht dann auch schnell sagen, ja, aber ich möchte auch, dass meine Kinder noch in einer guten Welt aufwachsen können.
00:40:45: Klar, keine Frage, aber das kann ich ja auch vor allem dann tun, wenn ich in meinem Umfeld irgendwie dafür sorge, dass es ein gesundes Umfeld ist.
00:40:56: Genau, aber da ist natürlich bei vielen dann auch eine kognitive Dissonanz ganz spannend.
00:41:02: Was meinst du mit diesem Wort?
00:41:03: Also, du hast es jetzt schon zum zweiten Mal gesagt.
00:41:05: Kann mir was vorstellen, aber für Leyen wie mich.
00:41:08: Erzähl doch mal.
00:41:09: Also
00:41:11: meint einfach, dass man zwei im Prinzip widersprüchliche Dinge in sich vereinen kann, dass man nämlich zum einen sagt, okay, ich will, dass meine Kinder auch noch in einer gesunden Umgebung aufwachsen können.
00:41:28: Es ist mir aber auch wichtig, dass wir dreimal im Jahr fernreisen machen, damit die die Welt kennenlernen.
00:41:34: Und da würde auch Luise Neubauer wahrscheinlich dann sagen, okay, das passt so nicht ganz.
00:41:42: Und mit den heutigen technischen Möglichkeiten kann ich ja ganz viel kennenlernen, ohne dass ich dorthin fliege.
00:41:48: Ich kann einfach Bücher lesen, auch habe ich meistens mehr davon kennen, die lernen die Kultur dadurch besser kennen, als wenn ich durch irgendwelche Touristen Hotspots in Thailand fahre.
00:41:58: Also das meinte ich mit kognitiver Dissonanz.
00:42:03: Aber in der Tat gehört eben noch der Schritt dazu, zu der Beschäftigung im Nahfeld, zum Beispiel Austausch mit Nachbarn und solchen Dingen.
00:42:14: Der Plausch auf der Straße, ganz spontan solche Dinge, sich wieder verankern in seiner kleinen Hut sozusagen, in Kiez, in der Nachbarschaft.
00:42:26: Das ist glaube ich ganz wichtig.
00:42:29: Und funktioniert auch im Übrigen häufig ganz gut.
00:42:32: Also auch das gibt mir Zuversicht.
00:42:34: Also wenn man da so ein bisschen reinspürt und man ein bisschen offen durch die Gegend läuft und auch so Szenarien beim Spaziergang beobachtet, dann passiert es oft, dass da ein Austausch stattfindet, dass Leute zusammensetzen.
00:42:50: Das ist passiert, glaube ich, häufig gut.
00:42:52: Die Bewohner sind in einer ländlicheren Region.
00:42:55: In Großstädten gibt es es aber genauso.
00:42:58: ist der Kiez ja häufig auch quasi wie eine Kleinstadt, ne?
00:43:01: Ist ja auch nicht so, dass man da die ganze Zeit durch ganz Berlin fährt oder durch ganz Hamburg und Leute sucht, sondern man ist halt schon auf seinen Quarter beschränkt und das ist auch gut so.
00:43:16: Voll, ich kann da einmal ganz kurz einhaken.
00:43:17: Ich wohne beispielsweise in Bremen und ich hatte das letztens und ich wohne da auch total zentral, wo man jetzt nicht eben sagt so superdörflich, aber Vor, weiß ich nicht, ein, zwei Monaten hatte ich einfach im Briefkasten so einen kleinen Zettel.
00:43:34: Hey, wir machen hier so ein Sommerfest, alle Leute irgendwie.
00:43:37: Und das hatten wir halt irgendwie so in dieser Straße und in den drei Parallelstraßen oder so verteilt.
00:43:42: An dem und dem Tag.
00:43:44: So eine gibt irgendwie ein vegetarisches Buffet und irgendwelche Gruppen hatten da sogar Musik.
00:43:52: Stücke aufgeführt und es war total cool.
00:43:54: nicht dachte mir so egal ich gehe da auf jeden fall hin weil wie nice ist das bitte sich mit den menschen wirklich aus der eigene Nachbarschaft zu vernetzen.
00:44:03: so ne und auch wenn ich da jetzt.
00:44:06: Nicht unbedingt super lange war und mit ganz vielen Leuten gesprochen habe ist es dann doch so du siehst die gesichter und.
00:44:13: fühlst dich dann vielleicht in der Straße, in der du lebst und in dem Haus, in dem du lebst, noch mal ein bisschen mehr zu Hause.
00:44:18: Also das fand ich total klasse.
00:44:20: Ich weiß jetzt nicht, wer das initiiert hat.
00:44:24: Aber ich sage es deswegen hier, weil vielleicht, dass ja auch Menschen hören, die Lust haben, genau sowas zu initiieren oder die das auch mal erlebt hatten und dazu ein Bezug haben.
00:44:36: Da dachte ich mir einfach, ey, wie klasse.
00:44:37: Also da machen da Leute wirklich was und dann gehe ich da mal hin.
00:44:41: Und das war auch ganz schön.
00:44:44: Also richtig, richtig gut.
00:44:45: So was kommt manchmal auch zu einem und man muss nur die Angebote annehmen.
00:44:49: Das ist ja vielleicht auch ein wichtiger Punkt.
00:44:52: Ich muss nicht immer selber eine Gruppe gründen.
00:44:55: Ich muss nicht selber der Initiator sein.
00:44:58: So kann ich sein, wenn ich darauf Lust habe, wenn ich dafür die Energie habe.
00:45:01: Aber wenn ich das nicht habe, dann kann ich ja schauen, was gibt es denn?
00:45:03: Und manchmal kommen Dinge zu einem, manchmal muss man vielleicht ein bisschen suchen, aber es gibt ganz, ganz viel.
00:45:09: das wahrscheinlich auch in Städten, die nicht unbedingt nur Hamburg oder Berlin heißen.
00:45:15: Vielleicht auch gerade dort, weil in Berlin und Hamburg hast du wieder so viel, dann ist es erschlagend möglicherweise.
00:45:21: Teilnehmend hingehen neugierig sein.
00:45:23: Ich glaube, Neugierde ist was ganz Wichtiges.
00:45:27: Raus aus dieser Biedermeierdenke.
00:45:29: Was
00:45:31: heißt das?
00:45:32: Naja, dieser Rückzug, quasi die Familie als bekanntes Ganzen.
00:45:39: Ah, okay.
00:45:40: Und ja, auch als wichtigster Sozialisationsraum, nee, rausgehen, sich für andere Dinge interessieren, auf die Straßenlatern gucken, ob da wieder irgendjemand einen Veranstaltungshinweis hingeklebt hat und dann auch hingehen, wenn es gerade zeitlich passt und ein interessiert.
00:45:59: Ja,
00:46:01: das macht Sinn.
00:46:03: Aber auch das lässt sich zuversicht wachsen, ich glaube, weil das ist ja das, was... Ich glaube, viele vermissen das.
00:46:10: Diese sozialen Situationen, die dann nicht gleich irgendwelche Stadtchester sein müssen, müssen nichts Großes sein, sondern es muss in den Alltag eigentlich integriert werden, weil Highlights haben wir genug in der heutigen Welt.
00:46:27: Wir streben ja ganz viel nach.
00:46:30: Highlights, also gibt davon Tristan Garcia, ein Philosoph, eine schöne Buch über das intensive Leben, also dass wir quasi dem hinterher hächeln.
00:46:41: und es ist natürlich unheimlich schwierig, intensiv zu leben, ist auch aus medizinischer Sicht eher schwierig, weil es einfach viel Energie kostet, im Burnout häufig endet, viel Energie verbraucht, also auch andere Energie.
00:46:58: eben, da muss ich dorthin fahren, da muss ich dafür Geld ausgeben, sondern das sind die einfachen Dinge im Leben, glaube ich, die einfachen Begegnungen auch, die wirklich zuversichtlich sind, wachsen lassen.
00:47:09: Wenn man schon das Bild nimmt, Entschuldigung, wenn ich das noch kurz sagen darf, dann dieses Wachsen, also diese Wurzeln quasi, die müssen gehegt und gepflegt werden und das ist viel wichtiger als eben die Früchte.
00:47:24: Die fallen jedes Jahr ab.
00:47:25: Das sind vielleicht die Highlights sozusagen.
00:47:29: Während der Baum steht, steht halt die nächsten siebzig Jahre und den muss ich pflegen.
00:47:35: Schönes Bild, schönes Bild.
00:47:37: Ich finde das super.
00:47:38: Und das auch aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen, ich mache eigentlich fast jeden Abend und jeden Morgen so ein kurzes Journaling, wo ich mich dann fragt, was war denn heute schön?
00:47:52: Ganz häufig, das sind sowas von die kleinen Situationen.
00:47:55: Ja, irgendwie hier diese kurze Moment, wo ich da mit dem Menschen einen Kaffee getrunken habe oder den Menschen zufällig getroffen habe und wir haben drei Minuten geredet.
00:48:04: Und was weiß ich, was ich für ein tolles Highlight hatte noch an dem Tag oder was Großartiges passiert ist oder was super intensives passiert ist, um in dem Bild zu bleiben.
00:48:14: Das sind auch alles coole Sachen.
00:48:15: Aber wo ich mir am Ende denke, ja, wow, dafür bin ich heute dankbar, dann sind das... ganz oft diese kleinen Sachen.
00:48:21: Also das ist vielleicht auch ein Punkt, den man daraus ziehen kann, weil auch in Zeiten, die unsicher sind, auch in Zeiten, die total überfordernend sind, gibt es.
00:48:32: Das würde ich jetzt einfach mal hinstellen.
00:48:34: Man muss nur lernen, es zu sehen oder man muss kultivieren, das zu sehen.
00:48:37: Das ist nämlich auch die Arbeit, so dafür offen zu sein und das dann zu tun.
00:48:43: Es gibt ganz, ganz viel diese kleine Magie, die überall ist.
00:48:46: Wenn ich mich einfach nur irgendwie an Bach stelle und guck wieder ein Blatt im Wind weht, ist geil.
00:48:53: Die Akzeptanz der einfachen Dinge, dass die auch von Wert sind.
00:48:58: Die Magie der einfachen Dinge.
00:49:00: Da
00:49:01: kommen wir fast schon in die Romantik jetzt.
00:49:04: Ich finde, wenn man sich damit beschäftigt, wie das Leben schön sein kann, dann muss man da fast landen.
00:49:10: Also das ist ja selbst so, ich glaube Albert Einstein wird dieses Zitat zugeschrieben, du kannst zu leben, es gibt zwei Wege zu leben, entweder so als wäre nichts ein Wunder oder als wäre alles ein Wunder.
00:49:21: Und ich finde das irgendwie in dem Kontext schön, wenn das von so einem Physiker kommt, der ja, also Naturwissenschaften sind ja eigentlich das Rationalste auf der Welt, wenn man so möchte.
00:49:33: Wenn er aber sagt, alles ist ein Wunder, ja, das ist eine Haltung.
00:49:36: So.
00:49:37: Und die darf man... Manchmal versuchen zu kultivieren.
00:49:41: Ich persönlich finde das wertvoll.
00:49:46: Sehr demütig.
00:49:48: In gewisser Weise.
00:49:50: Wenn alles ein Wunder ist.
00:49:52: Hilft eigentlich nur Demut.
00:49:54: Demut hilft.
00:50:00: Ja, natürlich.
00:50:01: Es geht ja nicht darum, dass ich mich klein mache und die ganze Zeit nur sagt, danke, danke, liebe Welt und so weiter, sondern... Ja, eine gewisse Demut ist etwas Wichtiges.
00:50:18: Jeden
00:50:18: Tag aufzustehen zu sagen, wow, ich bin immer noch hier.
00:50:20: Demütiger Gedanke.
00:50:23: Weil...
00:50:24: Das stimmt.
00:50:25: Ja, die Natur ist größer, die Welt ist größer.
00:50:28: Man kann nicht erwarten, jeden Tag morgens aufzuwachen.
00:50:32: Der Eltermann wird das zu weniger.
00:50:33: Die sterben zu Wahrscheinlichkeiten im Zu, sozusagen, mit jedem Tag, den ich neu aufwache.
00:50:41: Ganz normal.
00:50:42: Und das macht aber auch in gewisser Weise demütig und ohne einen Klein zu machen.
00:50:48: Definitiv.
00:50:49: Sondern es ist eher eine gesunde Herangehensweise, glaube ich, an die anderen.
00:50:54: Also danach außen, die Außensicht, ja, dann auch zu sagen, schön, dass die auch noch da sind.
00:51:02: Mhm.
00:51:03: Ja, total.
00:51:06: Ja und vor allem also auf eine also ich meine es jetzt nicht ganz so harsch aber so im Grunde Ich bin ja auch ziemlich egal.
00:51:15: also ich meine damit so ich bin egal und ich bin nicht egal.
00:51:18: also man muss sich einfach nicht so wichtig nehmen so.
00:51:21: Natürlich ist es toll dass ich noch hier bin und wir haben da gerade drüber geredet.
00:51:24: in meinem kleinen nachhält in meinem workreis kann ich natürlich einen Einfluss haben.
00:51:29: aber es gibt so eine so eine schöne Song, Zeile, das ist auf Englisch.
00:51:36: In a hundred years I'm just another someone.
00:51:39: Und das stimmt.
00:51:40: Also in hundert Jahren scheiß drauf, dann war ich vielleicht von irgendwem der Opa und hatte vielleicht mal ein Podcast, aber im Wunder redet dann auch niemand mehr drüber.
00:51:50: Also das ist zumindest die Realität für die meisten Menschen.
00:51:54: Und das ist auf eine gewisse Weise irgendwie auch befreiend und schön.
00:51:58: Aber natürlich kein Freibrief dafür, dass ich mich... die ganze Zeit, wie die Axt im Walde bewege.
00:52:04: Also ich glaube, es gibt viele Möglichkeiten wirklich zuversichtlich wachsen zu lassen, positiv in die Zukunft zu blicken.
00:52:13: Ich meine, das ist ja psychisch stark in die Zukunft.
00:52:16: Das ist das Motto.
00:52:19: Stimmt, jetzt erzähle doch mal.
00:52:22: Am zehnten geht es los, oder?
00:52:23: Am zehnten geht es los.
00:52:24: Da öffnen wir in Berlin auf dem Pfefferberg.
00:52:29: Was eröffnet ihr genau?
00:52:30: Die Woche der seelischen Gesundheit in Berlin.
00:52:33: Also es gibt ja diesen Welttag der seelischen Gesundheit.
00:52:36: Das ist der zehnte, zehnte, quasi weltweit begangen mit Aktionen.
00:52:42: Und es gibt auch Wochen dann, die sich einschließen.
00:52:46: Manchmal auch mehr als eine Woche, heißt trotzdem Woche, sind dann zehn Tage, wo dann Aktionen quasi folgen, die auf psychische Erkrankungen, aber auch psychische Gesundheit hinweisen sollen, die auf die Möglichkeit von Vernetzung hinweisen, das Ganze sehr bunt mit Fachvorträgen, mit Aktionen, kleineren Demonstrationen, mit Theaterstücken, Filmen und so weiter.
00:53:12: Also es lohnt sich auf jeden Fall das Programm in Berlin sich mal anzugucken, kriegt man online.
00:53:18: Aber jetzt nur Berlin oder auch überall in Deutschland?
00:53:21: Berlin
00:53:22: im speziellen München hat auch eine große eigene Veranstaltung.
00:53:26: Das sind halt die ganz traditionellen... Die Woche in Berlin wird auch vom Aktionsbündnis organisiert.
00:53:33: Das
00:53:33: heißt auch, wenn ich in einem kleineren Ort wohne, dann kann ich mal schauen, habt ihr das so eine Art Aufzeichnung oder irgendwie Überblick, wo in Deutschland welche Aktion ist und kann ich dann sehen beispielsweise, ah ja, ich wohne jetzt hier in Bremen, was gibt es denn hier?
00:53:47: Allein wenn man über das Stichwort Welttag seelische Gesundheit eingibt und dann auch die eigene Region dann kommen eigentlich die Veranstaltungen.
00:53:57: Weil das ist quasi die Kodierung der Welttag, der Reminder.
00:54:01: Achtung, es gibt eben solche Erkrankungen und das psychische Gesundheit ist aber das, was uns alle trägt.
00:54:08: Und deshalb sollten wir das Ganze auch miteinander diskutieren, miteinander erleben und überlegen, wie wir da eben ein Schritt weiterkommen.
00:54:16: Du hast ja gerade gesagt, Google doch einfach mal und gibt das ein.
00:54:19: So kommt man schon selbst ins Handeln.
00:54:22: Also das ist ja der erste Schritt.
00:54:23: So, dass ich alleine mein Laptop aufklappe und irgendwas nachschau.
00:54:29: So, da geht es los.
00:54:30: Und da fängt auch schon die Wirksamkeit, finde ich an.
00:54:32: Dann habe ich schon was gemacht.
00:54:34: Und deswegen ist das vielleicht auch gar nicht so verkehrt.
00:54:37: Genau.
00:54:37: Und dann auch wirklich ruhig lokal gucken und da Kontakte knüpfen.
00:54:41: Wenn ich dann bei irgendeiner Aktion bin, mal nachfragen, was können wir denn noch machen?
00:54:45: Gibt's da was, wo ich mich beteiligen kann?
00:54:47: Ja, okay.
00:54:48: Und zehnte Oktober hast du gesagt, ist der Welttag der seelischen Gesundheit.
00:54:52: Zehnten Oktober geht es los, bis zum zwanzigsten geht.
00:54:54: Also es ist ja witzig, ne?
00:54:55: Weil eine Woche geht eigentlich sieben Tage, aber bei euch geht die dann zehn Tage.
00:54:59: Nein, das ist einfach eine wirklich alte Tradition.
00:55:02: Wird schon lange begangen, wird durch den Senat.
00:55:05: Das ist ja auch super.
00:55:06: Unterstützt
00:55:07: und ist auch wichtig, weil natürlich da die Politik mit eingebunden ist.
00:55:11: Deshalb ist es, glaube ich, in Berlin auch nochmal so groß.
00:55:14: Wir sind mittlerweile viele Entscheidungsträger, Abgeordnete und so weiter, Stakeholder, Interessesgruppen.
00:55:22: Und deshalb ist es auch gut, dass da viel Programm ist und weil sie auch vorgeschwürt wird, passiert so in der Welt der mentalen Gesundheit.
00:55:34: Das ist gut.
00:55:35: Ja, ne, finde ich super.
00:55:38: Ich glaube, wir haben da einen super Punkt.
00:55:40: Ich würde gerne Richtung Ende des Gesprächs gleich nochmal zwei kurze persönliche Fragen fragen.
00:55:47: Vorher aber einmal an dich die Frage, haben wir jetzt irgendein wichtiges Thema bisher ausgespart?
00:55:51: Haben wir irgendwas vergessen?
00:55:52: Brauchst du irgendwo Ergänzung?
00:55:54: Also ich glaube nicht.
00:55:55: Wir waren ja relativ unpsychiatrisch, aber das ist glaube ich auch gut.
00:55:59: Das ging ja wirklich um psychische Gesundheit.
00:56:01: Und da sind wir, die dann schon gefragt sind, auch recht früh.
00:56:07: auch bei Präventionsmaßnahmen, aber psychische Gesundheit geht eben alle.
00:56:14: Das ist ja, schätze ich im Übrigen, das Fachgebiet auch so sehr, weil es einfach ein Fachgebiet ist, was natürlich gesellschaftswissenschaftlich... unheimlich viele Berührungspunkte hat.
00:56:27: Ich erlebe
00:56:28: das hier auch.
00:56:28: Ich habe ja, ich spreche hier mit Menschen aus den verschiedensten wissenschaftlichen Gebieten, aber eben auch gesellschaftlich mit Menschen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft.
00:56:37: Das ist ein buntes großes Feld.
00:56:40: Okay, Raul, ich würde dich gerne mal fragen, über welchen Satz oder über welche Frage sollte jeder Mensch einmal nachdenken?
00:56:50: Nicht persönlich genommen, sondern... auf der Metaebene, woher komme ich.
00:56:55: Für mich ist so eine geschichtliche historische Verordnung ganz wichtig.
00:56:58: Hat auch was mit Demo zu tun.
00:57:01: Ich habe noch niemals für mich gedacht, glaube ich, was niemand anders gedacht hat.
00:57:05: Also auch wenn ich erst dachte, super Idee.
00:57:07: Aber wir sind einfach so viel gewesen, da hat jemand anders schon gedacht.
00:57:11: Und das meine ich, diese Art der Demo hilft auch eben.
00:57:16: kann durch den historischen Kontext einfach noch mal verbessert werden oder verstärkt werden, indem man einfach sieht, das haben schon andere probiert und teilweise haben es vor hundertfünfzig Jahren probiert und wir sollten uns nicht zu wichtig nehmen.
00:57:30: Das schwingt wirklich mit dem, woher komme ich auch mit, welche Geschichte bringe ich mit oder in welchem Kontext habe ich mich entwickelt, aber auch andere.
00:57:39: Und dann landen wir bei dem, was du sagst, eigentlich sind wir ganz klein.
00:57:45: Und trotzdem verstehen wir die Welt dadurch besser, finde ich, wenn man sich diese Frage stellt.
00:57:51: Also aus welchem historischen Kontext komme ich?
00:57:57: Ja, okay, das ist eine spannende Frage.
00:57:59: Jetzt einmal auf dich persönlich geschaut.
00:58:01: Wenn dein Leben ein Buch wäre, welchen Titel würde es tragen?
00:58:06: Das sind die Fragen, auf die man nicht vorbereitet sein kann.
00:58:10: Die frage ich mir ehrlicherweise nicht gestellt.
00:58:13: Aber... Das klingt jetzt vielleicht pathetisch, aber es wird irgendwas in die Richtung gehen.
00:58:18: Zufrieden ist zufrieden.
00:58:21: Also glücklich ist zu viel, aber wäre, glaube ich, auch ein ganz guter Buchtitel.
00:58:24: Zufrieden.
00:58:26: Ja, dann lass uns doch mit zufrieden enden heute.
00:58:30: Lieber Raul, danke für deine Zeit.
00:58:32: Danke, dass du hier warst und wenn du magst, dann gehen die letzten Worte jetzt an dich.
00:58:39: Leonhard, es war ganz toll, dass ich hier mit dir sprechen konnte.
00:58:44: war eine wichtige Erfahrung, weil ich auch wirklich im Vorfeld auch noch mal natürlich geguckt habe, was du machst und wo du herkommst, quasi deine Mission und die Beschäftigung mit Glück, das ich hochspannend finde.
00:58:59: Das müssen wir dann vielleicht in einem anderen Kontext noch mal besprechen.
00:59:03: Das wird jetzt zu einer neuen Folge führen.
00:59:08: Aber
00:59:09: Galant.
00:59:13: Die Beschäftigung mit Glück, auch Philosophisch, ist ja nicht so eine ganz einfache.
00:59:17: Deshalb fand ich es total spannend, hier eingeladen zu werden und die Möglichkeit zu haben, auch so ein bisschen abseits von den typischen Themen unseres Fachgebietes über psychische Gesundheit zu sprechen.
00:59:33: Dafür danke ich dir.
00:59:36: Ja, da sage ich in dem Sinne doch einfach mal bis bald und danke dir.
00:59:40: Das
00:59:41: ist batterierend, oder?
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